Dieser Bernd kommt in der letzten Zeit überhaupt nicht nach draußen, weil es einfach nicht mehr so ist, wie es einmal war. Klingt komisch, ist aber so. Eigentlich auch nicht anders zu erwarten, weil die Zeit immer weiter voranschreitet und das eine ganz natürliche Entwicklung darstellen sollte, wobei die Betonung auf Letzterem liegt. Durch Krieg, Inflation, Pandemie und Panik allwo ist es eine Komödie für den denkenden und eine Tragödie für den fühlenden Menschen, zumindest wenn man auf kluge Worte steht und jede Seite gewinnt dabei mal die Oberhand. So viel zur eigenen Gemütslage.
Auf jeden Fall träumt Bernd immer öfter von scheinbar vertrauten Stadtteilen, die aber doch von der Realität abweichen, vielleicht sogar gar nichts damit gemein haben. Da verlaufen Straßen anders, oder Gebäude sind viel größer, älter und verzweigter. In manchen Kaufhäusern gab es früher solche Essensmeilen, wo sich ein Imbiss an den anderen reihte und so ähnlich wirkt das auch in jenen Träumen. Hohe Decken, ein simulierter Nachthimmel und das Gefühl von Gesellschaft, obwohl keine Menschen zu sehen sind.
Vor einigen Monaten war Bernd in seinen Träumen in einem Comicladen, der durch eine Gasse wie in einem Wohnblock der 60er-Jahre zu erreichen war. Ja, der Bernd liebt irgendwie Architektur, auch wenn er beruflich damit nichts am Hut hat. Eigentlich will Bernd dabei doch aber nur das Gefühl davon haben, in der Innenstadt zu sein, obwohl er dabei nicht Einkaufen im Sinn hat und auch selbst keinen Sinn in vergänglichen Objekten sieht. Nein, Bernd liebt das Gefühl davon, in einer Welt der friedlichen Geschäftigkeit zu leben, wo Menschen ein bisschen wie Statisten wirken und es trotz der selbst gewählten Isolation nicht einsam wird. Eine Welt, die das Zusammenleben nicht jeden Tag neu aushandeln muss. Manchmal ist Bernd dabei auch an ganz anderen Orten, wie im Urlaub. Da ist ein Strand mit vielen jungen Leuten und es fühlt sich heiter und unbeschwert an.
Das sind Momente, die immer wieder zeigen, dass das Leben mehr sein kann. Eine Freude, den Verstand zu benutzen. Keine weitere Erkenntnis und einfache Worte.